Der Mann, der das Übersetzen (neu) erfand ...

Porträt_klein_bearbeitet_2

... Erwin Magnus

Erwin Magnus war  der Sohn eines Berliner Bankiers, selbst aber eher musisch interessiert.
   Im ersten Weltkrieg diente er auf einem Kanonenboot und wurde  in Dänemark interniert.
   Dort entdeckte er sein besonderes Talent: Er besaß jene seltene Gabe, eine fremde Sprache innerhalb weniger Wochen erlernen zu können.
   Nach dem Krieg machte er als Übersetzer und Literaturagent die nordischen Dichter in Deutschland bekannt.
   Bereits in den 1920er Jahre arbeitete er mit modernsten Mitteln, diktierte seine Übersetzungen auf ein Drahtspulenaufzeichnungsgerät und ließ sie von einer Sekretärin abtippen.
   In kürzester Zeit übersetzte er so kongenial  das gewaltige Werk Jack Londons, der dem deutschen Publikum („Der Seewolf“) auch heute noch hauptsächlich durch Erwin Magnus’ Übersetzungen bekannt ist.
   Er erfand das moderne, professionelle Übersetzen praktisch im Alleingang und handelte Verträge aus, von denen heutige Übersetzer nur träumen können
  
Doch er war Jude.
   Zwar konnte er Hitlerdeutschland rechtzeitig verlassen (auch wenn zahlreiche seiner Verwandten im KZ starben), doch im Exil in Dänemark und Schweden erhielt er keine Arbeitserlaubnis, und die Tantiemen aus den deutschen Übersetzungen blieben aus.
   1946 starb er in bitterer Armut in Kopenhagen. Seine Frau musste sich das Geld für die Beerdigung leihen.
   Seine Erben kämpfen derzeit darum, die ihnen vertraglich zustehenden, vererbten Tantiemen endlich aus Deutschland zu erhalten …

[Erwin Magnus, Übersetzer und Autor]